Vor mehr als 100 Jahren begannen die ersten DSC'er ihre Leibesübungen auf den Ostrawiesen durchzuführen. Dazu mussten die Spieler rechtzeitig vor Beginn anwesend sein um das Spielfeld erst einmal aufzubauen. Dazu gehörte die Tore zu konstruieren, indem Holzpfeiler in den Boden gerammt und eine Latte aufgesetzt wurden. Außerdem musste Fähnchen zur Spielfeldbegrenzung herbeigebracht werden. Schon Ende des Jahres 1899 kam es aufgrund des Zulaufs zur Gründung einer zweiten Fußballmannschaft, woraufhin der Spielbetrieb über zwei Jahre auf einen Sportplatz in Strehlen verlegt wurde. Im Jahr 1902 musste der DSC erneut umsiedeln, und zwar an die Lennéstraße, zu dieser Zeit trainierten bereits drei Männermannschaften und eine Jugendmannschaft im Club. Mit stetiger Regelmäßigkeit ging es nur zwei Jahre später wieder auf Reisen. Diesmal wurden die Sportplätze an der Nossener Brücke eröffnet. Drei Spielfelder standen zur Verfügung, ein umgebauter Pferdestall wurde als Umkleidekabinen genutzt und es gab eine Waschgelegenheit an der "Plumpe".
Bis ins Jahr 1912 spielte der DSC an der Nossener Brücke und es entwickelte sich eine starke Jugendabteilung. Die meisten Jugendlichen kamen von höheren Lehranstalten. Wie dem Lehrerseminar, der II. Städtischen Schule, der Annenschule oder dem Wettiner Gymnasium. Die Männermannschaften waren an der Zahl auf insgesamt sechs angewachsen. Von 1912 - 1914 kickten die Fußballer dann auf dem Schützenhof in Trachau. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs bezog der DSC den Sportplatz an der verlängerten Friedensstraße, heute an der Bärnsdorfer, in der Nähe des Hechtviertels. Am 12. Oktober 1919 wurde gegen den VfB Leipzig das DSC-Stadion im Ostragehege eröffnet, das heute als Heinz-Steyer-Stadion bekannt ist. Hier fand am 31. Dezember 1949 das erste Flutlichtspiel Deutschlands statt.
Es war keines Weges ein Zufall, dass der Fußball im Dresdner Ostragehege eine Heimat fand. Ganz im Gegenteil. Als der Bezirksverein Friedrichstadt in den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts einen Wettbewerb zur Gestaltung des Geheges ausschrieb, hatten fast alle Entwürfe gemein, dass Sportplätze und Gebäude für die Sportler das Herzstück der anzulegenden Parkanlage bildeten. Manche Entwürfe sahen im Dresden Football Club einen explizit benannten Hauptnutzer. Außerdem nutzte bereits Ernst Woldemar Bier, der den Fußballsport an den Dresdner Schulen etablierte, die Grünflächen Ostras für den Unterricht der königlichen Turnlehrerbildungsanstalt, die auf der Friedrichstraße beheimatet war.
Bis in die 60er Jahre trugen der DSC, anschließend die SG Friedrichstadt, dann der SC Einheit und zeitweilig die FSV Lokomotive im DSC- bzw. Steyer-Stadion ihre Heimspiele aus. Das Abrutschen der FSV in untere Tabellenregionen und schließlich der Abstieg in die Bezirksliga Dresden führten dazu, dass die FSV ihre Heimspiele auf dem heutigen Platz 11 austrug, der auch "Platz am Sprecherturm" oder aufgrund der Anschrift das ehemaligen Vereinsheims an der Pieschener Allee 21 "Pie21" genannt wurde, Das Vereinsheim wurde 2002 bei der Flut zerstört, abgerissen und durfte nicht mehr aufgebaut werden. Bis heute ein Manko, welches das Vereinsleben der Fußballabteilung im Dresdner SC extrem erschwert.
Am 26. Dezember 1960 wurde im Ostragehege ein Kunsteisstadion eröffnet. Dort trugen die Mannen der HSG Wissenschaft TH Dresden ab 1960 ihre Heimspiele aus, wurden dazu allerdings aus ihrem Verein herausgelöst und dem SC Einheit Dresden angegliedert. Zwischen 1969 und 1972 wurde die Eishalle Pieschener Allee errichtet, die am 28. Februar 2008 im Zuge des Neubaus der Eisarena wieder abgerissen wurde. Am 15. Oktober 2003 fand die feierliche Eröffnung der DSC-Trainingshalle im Ostragehege statt.
Das Steyer-Stadion als Herzstück des Ostrageheges entwickelte sich stetig. Zunächst stand auf Seiten der markanten Steintribüne nur eine kleine Holztribüne, die nicht vielen Zuschauern Schutz vor Wind und Wetter bot. Den Rasen säumte ringsum ein kleiner Wall, auf dem sich wenige Neugierige versammeln und den Spielen des DSC beiwohnen konnten.
Im Jahr 1928 fiel die Holztribüne einem Brand zum Opfer, woraufhin die heute noch bekannte Tribüne aus Stein erbaut wurde. Eingeweiht wurde diese im November 1929 durch eine freundschaftliche Begegnung mit der SpVgg Fürth, dem amtierenden Deutschen Meister. 150.000 Mark musste der Verein in Eigenregie auftreiben, um das neue Klubhaus zu finanzieren. Über 800 Sitz- und 200 Stehplätze verfügte die neue Tribüne. Im Zuge dessen wurden auch die Traversen vergrößert, so dass das DSC-Stadion schließlich zu einer Länderspieltauglichen Arena ausgebaut wurde und 40.000 Zuschauern Platz bot. Der Dresdner Anzeiger lobt das Stadion als das größte und schönste Mitteldeutschlands.
Doch die rasanten Entwicklungen des deuschten Fußballsports, sowie der Aufschwung des Dresdner SC in der Weimarer Republik, hatten eine enorme Auswirkung auf das Zuschauerinteresse. Folgerichtig wurde auf der Gegenraden die sogenannte Holztribüne errichtet und mit einem Freundschaftsspiel der Deutschen Nationalmannschaft gegen Ungarn eingeweiht. Dadurch wurde die Kapazität um weitere 10.000 Plätze auf 50.000 Zuschauer angehoben. Für einen freundschaftlichen Vergleich mit der Tschechoslowakei wurde das Fassungsvermögen durch einen erneuten den Ausbau der Traversen in den Kurven und westseitig der Steintribüne noch einmal angehoben. Der bei diesem Spiel aufgestellte Wert von 61.000 Zuschauern ist bis heute die Bestmarke für ein Fußballspiel in Dresden.
1972 wurde das Stadion vor allem für die Leichtathleten modernisiert. So wurden die Traversen für eine moderne Laufbahn zurück gebaut, für Marathonläufe und Friedensfahrten wurde ein Marathontor geschaffen. Außerdem wurde ostseitig der Steintribüne ein Zugang zum Stadioninneren angelegt. Letztlich erhielt das Rund seine markante Anzeigetafel. In den folgenden Dekaden fanden hier großartige Sportveranstaltungen wie das "Goldene Oval" oder Etappenankünfte der Friedensfahrt statt und lockten bis zu 40.000 Zuschauer ins Stadion.
An der im Zuge des Flutschutzkonzeptes sanierten Außenfassade der Ostkurve prangt eine Tafel zur Erinnerung an die Weltrekorde, die unter anderem im Rahmen der Leichtathletikwettbewerbe aufgestellt wurden:
25.08.1935 | Diskuswurf | Gisela Mauermayer | 47,12 Meter |
22.07.1961 | Sportangeln, Spinner-Dreikampf | Helga Wischer | 272,51 Punkte |
22.07.1961 | Sportangeln, Fliege-Dreikampf | Helga Wischer | 297,81 Punkte |
23.07.1961 | Sportangeln, Sechskampf | Helga Wischer | 570,38 Punkte |
20.07.1973 |
100 m |
Renate Stecher |
10,9 Sekunden |
20.07.1973 |
100 m |
Renate Stecher |
10,8 Sekunden |
21.07.1973 | 200 m |
Renate Stecher |
22,1 Sekunden |
22.07.1973 |
100 m |
Annelie Erhardt | 12,3 Sekunden |
08.05.1976 | Hochsprung | Rosemarie Ackermann | 1,96 Meter |
09.05.1976 | Weitsprung |
Angela Voigt |
6,92 Meter |
09.05.1976 | 400m | Christina Brehmer | 49,77 Sekunden |
19.05.1976 | Weitsprung |
Sigrun Siegel |
6,99 Meter |
01.07.1977 | 100 m | Marlies Oelsner | 10,88 Sekunden |
03.07.1977 | Hochsprung | Rosemarie Ackermann | 1,96 Meter egal. |
12.08.1978 | Diskus | Evelien Jahl | 70,72 Meter |
13.06.1979 | Speer | Ruth Fuchs | 69,52 Meter |
03.07.1986 | Weitsprung | Heike Drechsler | 7,45 Meter |
Nach der Jahrtausendwende setzen dem Stadion mehrere Hochwasser zu. Das Alter leistete seinen Beitrag zum baulichen Zustand. Größere Leichtathletikveranstaltungen mieden Dresden und weder die Fußballer des Dresdner SC, noch die Footballer der Dresden Monarchs konnten und können Zuschauermassen mobiliseren, die eine Sanierung unumgänglich gemacht hätten. Dazu scheiterte die Bewerbung der Stat Dresden als Austragungsort für die Fußballweltmeisterschaft 2006.
Aus dieser geringen Priorität resultierend, wurde zwar eine Sanierung zwar regelmäßig diskutiert, von vielen Stellen für notwendig erachtet, doch die benötigten Gelder nie bereit gestellt. Im
März 2015 wurde mit dem Abriss der Holztribüne begonnen. Ein Neubau ist beschloßen, doch es steht in den Sternen, ob die benötigten Gelder wirklich im Haushalt der Stadt Dresden zur Verfügung
stehen werden. Langfristig ist ein Um- bzw. Rückbau des Stadions zu einer Kapazität von bis zu 12.000 Zuschauern geplant.
Den großen Reichtum an Geschichten, die uns der heilige Rasen des DSC-Stadions im Ostragehege erzählen könnte, verdeutlicht sich in der folgenden Übersicht an Begegnungen, die hier ausgetragen
wurden:
Eröffnungsspiel des DSC-Stadions im Ostragehege 12. Oktober 1919 |
Dresdner Sport-Club |
0:1 | VfB Leipzig |
Erstes Länderspiel im DSC-Stadion zur
Einweihung der Holztribüne 28. September 1930 |
Deutschland |
5:3 |
Ungarn |
Zuschauer: 50.000
Endspiel um den
Bundespokal 19. April 1931 |
Mitteldeutschland |
3:4 n.V. |
Süddeutschland |
Zuschauer: 30.000
Internationales Fußballspiel
der Deutschen Nationalmannschaft 14. Mai 1932 |
Deutschland |
2:3 |
Everton Football Club |
Zweites Länderspiel im DSC-Stadion mit ewigem Zuschaurrekord 26. Mai 1935 |
Deutschland |
2:1 |
Tschechoslowkai |
Zuschauer: 61.000
Spiel um Platz 3 der Deutschen Meisterschaft 1938/39 17. Juni 1939 |
Dresdner Sport-Club |
3:2 | Hamburger Sport-Verein |
Zuschauer: 18.000
Erstmals ausgetragender Supercup zwischen dem Deutschen Meister und Pokalsieger unter dem Titel "Herausforderungskampf" 16. März 1941 |
Dresdner Sport-Club |
4:2 |
FC Schalke 04 |
Zuschauer: 40.000
Drittes Länderspiel im DSC-Stadion 16. November 1941 |
Deutschland |
1:1 |
Dänemark |
Zuschauer: 45.000
Abschiedsspiel für Richard Hofmann, gleichzeitig erstes! Flutlichtspiel auf deutschem Boden 31. Dezember 1949 |
SG Friedrichstadt |
2:0 |
DDR |
Zuschauer: 22.000
26. Spieltag der ersten DS-Oberliga-Saison,
im sogenannten "Skandalspiel" wird Zwickau erster DDR-Meister 16. April 1950 |
SG Friedrichstadt |
1:5 |
ZSG Horch Zwickau |
Zuschauer: 60.000
Erstes Heimländerspiel der DFV-Auswahl,
erster Punktgewinn 14. Juni 1953 |
DDR |
0:0 |
Bulgarien |
Zuschauer: 55.000
Finale
FDGB-Pokal 1954 03. Juli 1954 |
ZSK Vorwärts Berlin |
2:1 |
BSG Motor Zwickau |
Zuschauer: 15.000
Zweites DDR-Länderspiel im Heinz-Steyer-Stadion 01. Mai 1959 |
DDR |
0:1 |
Ungarn |
Zuschauer: 50.000
Finale
FDGB-Pokal 1959 06. Dezember 1959 |
SC Dynamo Berlin |
0:0 n.V. |
SC Wismut Karl-Marx-Stadt |
Zuschauer: 20.000
Drittes DDR-Länderspiel im Heinz-Steyer-Stadion
sechster Ländervergleich überhaupt 14. Oktober 1962 |
DDR |
3:2 |
Rumänien |
Zuschauer: 30.000
Internationaler Vergleich zwischen der DDR-Auswahl und Montevideo zum 40. Jublium des Freundschaftsspiels zwischen DSC und Penarol 27. Mai 1967 |
DDR |
4:0 |
Club Atlético Peñarol |
1. Runde Messepokal 1967/68
erstes Europapokalspiel in Dresden 20. September 1967 |
SG Dynamo Dresden |
1:1 |
Glasgow Rangers FC |
Zuschauer: 40.000
Viertes und letztes DDR-Länderspiel im Heinz-Steyer-Stadion,
erstes Pflichtländerspiel in Dresden im Rahmen der WM-Quali 16. April 1969 |
DDR |
2:1 |
Wales |
Zuschauer: 38.198